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Allgemeine Hinweise
Sonntag, 9. Dezember 2007
 Blatt / Kategorie: a115
(6.08.06)
Yoga: Befehl an sich selbst und glauben!
(und "halten")
Ja, vielleicht ist es wirklich der "Tod", der mich davon abhält, "einfach nur ganz gewöhnlich zu leben".

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Was heißt das "ganz gewöhnlich leben"?

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Ja, was heißt "ganz gewöhnlich leben"?...

Zuersteinmal war für mich bedeutsam, dass ich mir überhaupt diesen Gedanken erlaubt habe und im Zuge dessen vor allem auch eine gewisse Ungenauigkeit.
Vielleicht darf man sagen, dass mit einem "intuitiven", emotionalen Denken immer ein höheres Maß an "Ungenauigkeit" verbunden ist, doch dass dies nicht unbedingt als Schwäche betrachtet werden muss, sondern durchaus auch als "Weite" verstanden werden darf.
Bei zu starker Dominanz des Intellekts gerät diese Art des Denkens ins Hintertreffen und es ist jedesmal wieder ein Erfolg, wenn man es schafft, seinem Sein ohne die Schranken des Intellekts zuzuhören.

Und hier - bzw. schon einige Zeit vor dieser Notiz - stieg eben mal der Wunsch auf, "einfach nur ganz gewöhnlich zu leben", ein Wunsch, der schon allein als Kontra zu meinen sonstigen Tendenzen seine Berechtigung hat. Diese Tendenzen sind eine gewisse Halsstarrigkeit und Zwanghaftigkeit, die sich leider und absurderweise auch auf ein ganz "unmögliches Ziel" hin aufgebaut haben: "Erleuchtung" bzw. "spirituelle Erfahrungen". (Siehe dazu auch die erste Folge des Podcasts - dort wird diesem Bedürfnis mit Abgeklärtheit und Humor begegnet. :-) )

Irgendwann nach solchen "Durchbrüchen" muss so ein Gedanke dann natürlich weiter auskonkretisiert und/oder in die Praxis umgesetzt werden; Deine Frage fordert dies jetzt auch.
Zwei einigermaßen unterschiedliche Bedeutungsvarianten habe ich bezüglich "ganz gewöhnlich leben" im Sinn.
Erstens eine, die etwas fragwürdig ist: So zu leben, wie all die anderen. Eben das, was "normal" in Bezug auf die heutige Gesellschaft ist, wobei das vorrangige Kennzeichen dieses Lebensstils in meinen Augen die Suche nach Spaß, Ablenkung und eine falsche Anspruchslosigkeit an sich selbst und an das Leben ist.
Dies ist, um ehrlich zu sein, auch der Gedanke eines manchmal etwas verwirrten Menschen, der sich überflüssigerweise die Illusion erschafft, dass die breite Masse dort draußen gar nicht so oberflächlich ist wie sie scheint, ja dass sie sogar viel mehr Tiefe hat als man glaubt, und dass ein anderes Denken über sie ein Produkt "spiritueller Eitelkeit" ist.
Ein Funke Wahrheit wohnt dieser Illusion allerdings schon inne, nämlich dort, wo die erste Bedeutungsvariante von "ganz gewöhnlich leben" nicht ganz von der zweiten zu trennen ist, der eigentlichen und wahren Bedeutung von dem, was "normal" ist.
Hier aber drücke ich mich ganz bewußt um eine genaue Definition oder Beschreibung. Erstens kann ich in diesem Fall einfach auf die Worte vertrauen, so, als ob ihnen eine "magische Objektivität" innewohnen würde und ich davon ausgehen darf, dass diese Worte jeder richtig versteht, und zweitens will ich die feine geistige wie praktische Ausarbeitung dieser "magischen Worte" letztlich jedem einzeln überlassen.
Allerdings habe ich das für mich wichtigste Wort in diesem Kontext noch gar nicht genannt: Natürlichkeit. Es geht einfach nur darum, "natürlich" zu sein bzw. zu leben. "Sei einfach nur natürlich.", "Sei einfach nur Du selbst." - der ein oder andere Guru führt all das Gerede über Erleuchtung oder Heiligkeit manchmal zurück auf diese Formel und ich glaube, da ist was dran.
Doch glaube man nicht, dass man dies erreicht, indem man nach der Bedeutung von "Natürlichkeit" oder "man selbst sein" fragt, als ob dies ein Wissen wäre, dass man einfach mal irgendwo nachschlagen könnte.

___________
Nachtrag zu obiger These über die Oberflächlichkeit der breiten Masse:
Hüte man sich davor, sich zu stark auf die angeblichen Mißstände "dort draußen" zu konzentrieren. Was die wahre Wahrheit über die breite Masse dort draußen ist, ist so oder so eine viel zu difficile Frage. Vielleicht ist auch viel mehr als nur ein Funke Wahrheit an dem Gedanken dran, dass der heutige, gewöhnliche Mensch durchaus seine Tiefe hat und sehr viel hängt von seiner grundsätzlichen Wahrnehmungseinstellung und -filterung ab. Man kann sich auf das Positive wie auf das Negative konzentrieren. Wer an das Positive glaubt, dem kommen all die Künstler, ehrlichen Handwerker, bescheidenen und netten Menschen in den Sinn, wer an das Negative glaubt, der sieht die Rauigkeit, Stumpfheit, Anspruchslosigkeit, Eitelkeit und Dummheit der Menschen.
In jedem Fall hat man nichts davon, die Welt zu verurteilen, oder über sie in Depression zu verfallen.

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...die Suche nach Spaß, Ablenkung und eine falsche Anspruchslosigkeit an sich selbst...

die Dualität die Du beschreibst, des normalen Lebens ist in meinen Augen nicht zwangsläufig ein Widerspruch:

Genauso wie der Mensch die Einsamkeit benötigt um die Scherben seines eigenen Seins neu zusammenzusetzen, genauso ist der Mensch auf andere angwiesen damit Sie sein Gefäß erneut zum bersten bringen. Der Ständige Wandel ist die einzige Konstante in unserem Leben und dazu gehören auch die Unterhaltung, der Spaß und die Ablenkung. Ohne das Eine gibts es nicht das Andere. Ohne Spaß kein Leid, ohne Ablenkung kein Fokus.

Auch deine Dämonen sind ein Teil von Dir, und können Dir viel Gutes bringen.

Ich weiß das klingt nun sehr spirituell, so lass es uns noch ein wenig auf die Spitze treiben:

Sogar mein Schatten
ist durch und druch gesund
an diesem Frühlingstag.

P.S.: Du hast wieder einmal großartig geschrieben!

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Ich kann Dir nicht ganz zustimmen, aber es ist etwas Wahres drin enthalten!

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Ich druck mir das erst mal aus. In dem Format find ich lesen anstrengend und dann wird es ungenau. Ich glaube, ich weiß, was du meinst, aber ... Später mehr.
Meistens kann ich nur so:
http://www.anke-stursberg.de/seiten/life.html
:o)

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Ja, was heißt "ganz gewöhnlich leben"?...



Warum sollte Intellekt Schranken setzen und Intuition nicht das Ergebnis von Denkprozessen sein? Vielleicht sind diese einfach nur besonders schnell und gut vernetzt.


Ich kann nicht beurteilen ob du „halsstarrig“ und zwanghaft bist, meine aber, dass -zumindest bislang- all die Menschen, die nicht nur durch sich selbst als erleuchtet betrachtet wurden, dieses mit ziemlicher Disziplin und langem Training erreicht haben.


Wer sind denn all die anderen? Woher weißt du, dass die nicht genau so denken wie du?

Das, was oft wie "nur"Spaß aussieht, ist sehr häufig ein Weg oder ein Versuch, etwas wie Transzendenz zu finden oder sogar zu schaffen. Davon mal Abgesehen ist Spaß auch nicht falsch oder minderwertig, sondern extrovertierte Lebensfreude.


Ich denke, diese Sichtweise, die du da beschreibst, setzt voraus, dass man ein Menschenbild hat, das stark durch die Idee geprägt ist, der Mensch sei irgendetwas, das nur herausgelassen werden müsse. Dann wären wir alle sehr determiniert, was ich nicht glaube. Normal ist für mich, auch gegen Widerstände, herauszufinden, was man sein will oder möchte und diesem Entwurf möglichst ähnlich zu werden. Alle Gurus, die dazu auffordern, natürlich oder man selbst zu sein, meinen im Allgemeinen doch eher, dass man sich ihrer Vorstellung eines gelungenen Selbst anpassen möge. Ob man nun bei einem Rave austickt und wegtritt oder bei einer indianischen Schwitzhütte, beim Baumumarmen oder sonstwo, ich sehe da keinen Unterschied. ;o)


Wer andere oder gar die Welt verurteilt, verurteilt sich selbst. Bescheidenheit wär vielleicht auch ein guter Tag. Solidarität steht hier in der Gegend schon mehrfach an den Wänden, was mich freut.

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Wir sind keine Menschen
folgende Stimmung schwingt in mir (manchmal):

Wir sind keine Menschen.
Wir sind weder Mann noch Frau.
Wir sind Geist, Leere, Nagual.
Wir sind das Nichts und die Unendlichkeit.
Wir sind magisch.


Wer will, kann das "determiniert" nennen. (Ich nicht.)
Und "rauslassen" muss man da gar nichts, eher weglassen. (Es ist, glaube ich, gerade das Üben des Weglassens, dass den spirituellen Pfad so arbeitsam macht und "Disziplin" erfordert.)
Ein Guru, der dazu mit den Worten "sei einfach nur Du selbst" auffordert, hat entweder eine extrem weite oder eine extrem enge "Vorstellung", wie man's nimmt. (Wir sind das Nichts und die Unendlichkeit.) Aber eigentlich kann man so etwas natürlich nicht mehr "Vorstellung" nennen. Sofern er ein echter Guru ist, wird er seine Schüler jedenfalls nicht nach ihrem äußeren Verhalten beurteilen.
Nisargadatta Maharaj sagt laut meinem Vater jedenfalls noch nichtmal mehr "Sei du selbst" sondern nur noch "Sei".

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