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Allgemeine Hinweise
Montag, 16. Juni 2008
 Blatt / Kategorie: Psychologie
Im folgenden poste ich hier in den Kommentaren nocheinmal meinen Eröffnungstext von www.gedankenfenster.de. So ist er besser googlebar und auch noch verfügbar, falls ich die www-Domain mal schließen sollte. In den Unterkommentaren darf natürlich gerne diskutiert werden.
Zusätzlich hänge ich einen Text über den Begriff der "Selbst-Verleugnung" an, den ich mal im Religionsfreiheit-Blog veröffentlicht habe.

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Was ist Geist (Sein)?
Wie wichtig ist Verstehen und Wissen?
Wie hängen Wissen, Können (Tun) und Sein zusammen?




Dieses Projekt besteht aus drei Teilen: Erstens, die Veröffentlichung meiner Tagebuch-Notizen, welche eigentlich mehr eine Art "Denk-Protokoll" als ein Tagebuch darstellen, zweitens, die (hoffentlich) nach und nach voranschreitende Veröffentlichung von Erläuterungen und eigenständigen Texten, und drittens, — sofern es mir gestattet wird — eine Präsentation ausgewählter Texte aus unterschiedlichsten psychologischen, philosophischen und religiösen Quellen. Ob dies für Dich von Nutzen ist, musst Du selbst sehen.



Text #1:
Weiter Wissensbegriff, pragmatische Orientierung
Elementare Betrachtungen zum Denkprozess
Psychische Einflussfaktoren

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Begegnung
Alles hier ist der Ausdruck eines "Hobbies", allerdings eins, das ich mit Leidenschaft ausübe, und nicht ohne Schwierigkeiten, nicht ohne mit der Welt anzuecken. Dieses Hobby besteht darin, durch Begegnung aus dem sumpfartigen Gemisch von Wahrnehmung, Tun, Glaube und objektiver Welt ein paar klare Formen und Anhaltspunkte rauszuarbeiten. Nicht nur neue "Formen" im Bereich mentaler Aktivität - also neue Gedanken und Sichtweisen - sind dabei von Interesse, sondern auch neue Formen im Bereich des Tuns, des Bewegens, des Wahrnehmens und des Fühlens, auch der Körperhaltung und des "Seins" allgemein; dabei auch die Frage, wie alle diese Bereiche untereinander zusammenhängen.
Der Hintergrund zu diesem Hobby ist letztlich natürlich nicht der pure Zeitvertreib (obwohl es diese Funktion durchaus sehr gut erfüllt). Es gibt im wesentlichen zwei Bedürfnisse, die den Antrieb dazu bilden: Das eine ist das Bedürfnis nach Wissen, das andere das Bedürfnis nach Kontrolle (Beeinflussung, Eigenmacht) - Bedürfnisse, die jeder Mensch kennt und die in engstem Verhältnis zueinander stehen. Ganz am Grunde stehen aber wohl die Bedürfnisse nach Lebensfreude und Erfüllung.

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Objektivitäts- bzw. Geltungsanspruch des Subjekts
Wenn ich das Ganze nun "subjektive Wissenschaft" nenne, so ist das nicht allzu ernst gemeint. Ich erhebe zwar keinen (Macht)Anspruch auf Objektivität, es liegt mir nichts daran, irgend eine Aussage in einem anderen Hirn festzunageln - tue ich das ja noch nichtmal in meinem eigenen, insofern ich die Sätze von gestern auch gerne wieder verwerfe - doch glaube ich an eine gewisse Objektivität und Allgemeingültigkeit in meinen Ausführungen, so wie ich daran glaube, dass jedes Subjekt ganz unweigerlich auch einen objektiven Pol hat, der sich eben auch unweigerlich mit ausdrückt. Der Unterschied zur Wissenschaft im gewöhnlichen Sinne ist nur der, dass man sich nicht so sehr um Beweisbarkeit abmüht. Man hofft vielmehr auf Objektivität bzw. darauf, dass der eigene Ausdruck jemand anderem irgendwie von Nutzen ist. Genau das tue ich hier.

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Experimentcharakter dieses Projekts
Es geht hier weniger um "reines Wissen" und "Objektivität" als um den "Nutzen" und die Wirkung der Gedanken. Dies bedingt aber schon rein logisch, dass man stärker den Kontext des einzelnen Subjekts ins Auge fasst, denn dieses ist das, das handelt und wahrnimmt. Dass ich es allerdings auch ganz "sorglos" von innen heraus tue, berechtigt dann doch die Betonung des Begriffs "subjektiv" in Bezug auf meine "Wissenschaft", zumindest für den Teil der Handschriften in diesem Projekt hier. Doch selbst, wenn sich hier herausstellen sollte, dass die Kommunizier- und Übertragbarkeit der Inhalte viel zu gering ist, ist es immer noch nicht wertlos, genausowenig wie das einzelne Subjekt wertlos ist. Dann ist das eben nur meine ganz private Wissenschaft (und dann bin ich von mir aus gerne ein Studienobjekt für den Bereich der Psychologie, der sich eben mit diesem Phänomen beschäftigt: das Betreiben privater Wissenschaft im Innern eines Individuums). Objektivität und Übertragbarkeit sei hier aber erstens nicht von vorn herein und ganz grundsätzlich ausgeschlossen und zweitens Gegenstand eines praktischen Versuchs - und nicht theoretischer Beweisführung.

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Gleichrangigkeit zw. Autor und Leser
Die Veröffentlichung meiner Hand-Notizen hat also stark experimentellen Charakter. Ein möglicher Wert der Veröffentlichung ist mir dabei besonders teuer und es würde mich in der Tat freuen, wenn er sich als real erweist: Wenn meine Hand-Notizen schüchternen Naturen Mut macht und ihnen den Eindruck einer Gleichrangigkeit zu mir vermittelt, weil sie sehen: Auch ich bin nur ein Mensch und denke zum Teil sehr einfache Gedanken. Ich denke, es gibt heutzutage noch viele unemanzipierte Geister, die sich noch stark von unbekannten Fremdwörtern und langen Sätzen beeindrucken lassen. Doch wir alle kochen nur mit Wasser und sind aus dem gleichen Holz geschnitzt.

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Wert in meinen Gedanken?
Ich gehe nicht wirklich davon aus, dass sich die ein oder andere Seele daran macht, sich vollständig durch diesen subjektiven und groben Denkfluß zu schlagen, doch will ich mit dieser Bemerkung auch keinem davon abraten. Allerdings habe ich in der Tat manchmal ganz grundsätzliche Zweifel an gewissen Ausrichtungen in meinem Denken. Letztlich kann ich den subjektiven Wert meiner subjektiven Betrachtungen nicht für einen anderen abschätzen. Ich halte alles für möglich: Dass man daraus einen Gewinn für sich zieht und dass man Schaden daran nimmt. Letzteres insofern, als dass man sich von einem gewissen "Schwachsinn" anstecken läßt, der in meinem Denken sicherlich auch enthalten ist. (selbstverständlich umgeben von viel Genialität...) Als Denk-Protokoll sind meine Hand-Notizen natürlich auch ein Protokoll meiner Irrtümer und es gilt für sie in einem noch viel stärkeren Maße als sonst, dass Du selbst zwischen gut und schlecht unterscheiden musst.

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Schlechtem Wissen entgegenwirken
Ich empfehle Dir aufs Schärfste, mit Gedanken nicht schlampig umzugehen. Dass "schlechtes Wissen" zu schlechten Entscheidungen führt, ja schon lange vor einer bewußten Entscheidung die Weichen zu unserem Nachteil stellt, ist, denke ich, jedem mehr oder weniger klar. "Schlechtes psychologisches Wissen" aber wird am eigenen Geist und Körper erfahren. Die Maschine Mensch kann durch so etwas empfindlich gestört werden. Um so etwas zu vermeiden, ist es wichtig, dass Du das, was Du liest, sei es hier bei mir oder woanders, auch gründlich verarbeitest. Tut man dies, ist die Auseinandersetzung mit psychologischen Themen nur noch so kritisch, wie das Überqueren einer Ampel bei grün. Mit einem gründlichen Verarbeiten muss aber unerläßlich die grundsätzliche Bereitschaft einhergehen, selbst zu urteilen. Entweder man denkt - oder man denkt nicht.

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Fühlen, was man fühlt - Registrieren, was man denkt
Wo die Entscheidung für das Denken und eigene Beurteilen nur "halb" erbracht wird, ist es aber unmöglich, einem ganz grundlegenden Prinzip der "Psycho-Hygiene" gerecht zu werden: Konsistenz. Konsistenz im Denken, Fühlen und Wollen. Was die Konsistenz seines Wissens(systems) angeht, so ist dies natürlich nicht nur eine Sache der momentanen Entscheidung. Es bedarf hier der ständigen, kontinuierlichen Pflege. Dies zu tun, ist jedoch ein ganz natürlicher Impuls. Der Ausgangspunkt vieler Menschen ist aber bereits der, schlechtes Wissen angesammelt zu haben - eben auch psychologisches oder psychisch wirksames. Schlechtes Wissen vor allem der Art, dass dem Menschen sein Wert, seine Fähigkeiten, sein Potential und seine Geltung weitgehend abgesprochen werden. Ist der Mensch einmal mit solchen Gedankenstrukturen verstopft, leidet natürlich auch die Qualität der inneren Wissenschaft. Wertvolle Wahrnehmungen und Eindrücke werden blockiert oder links liegen gelassen, gefühlte Widersprüche geleugnet, diffuse Ungereimtheiten und Unbefriedigtheit werden nicht als Zeichen mangelnden Verstehens gedeutet. Die Fähigkeit, das zu fühlen, was man fühlt, und das zu (er)kennen, was man (wirklich) denkt bzw. glaubt, - vielleicht ja eine Fähigkeit, die jeder werdende Mensch erst entwickeln muss - ist auf ein Minimum reduziert. Wieviel Erkenntnispotential und Inspiration liegt aber in diesem subjektiven Denken und Fühlen! Wieviel "Informationen" bzw. Ideen liegen in diesem ständigen Strom von Eindrücken, die zu registrieren und erkennen, einen ganz wesentlichen Teil unserer Intelligenz ausmachen sollte.

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Warnung
Bei all dieser Befürwortung des "Denkens" ist nun eine kleine Warnung angebracht: davor, ins andere Extrem zu fallen und geradezu neurotisch der perfekten Harmonie in sich hinterherzujagen; es gilt die richtige Mitte zu finden. Ein absolutes und perfektes Verstehen wird man so oder so nie erreichen. Auch ist all die Selbsterforschung und Konzentration auf sein Wahrnehmen und Fühlen keine vollständige Lebensweise. Man kann ja nicht nur wissen wollen, man "muss" ja auch "leben". Die Grundhaltung des zurückgelehnten Betrachtens der Welt ist sehr gut, aber unvollständig - im Streben nach "Kontrolle" (Tun) ja sowieso, doch auch im Streben nach "Wissen". Es bedarf der Aktivität, zumindest gibt es die Möglichkeit zu Aktivität. Es gibt z.B. Felder, die zwischen Sein und Nicht-Sein liegen und auch für unseren logischen Geist Freiräume bieten, Felder, in denen es mehrere Interpretationsmöglichkeiten gibt, Felder, in denen sich "die Wahrheit" uns nicht als einzige Möglichkeit aufzwängt, sondern uns zum Spiel und zur Begegnung erwartet, Felder, in denen sich "Realität" nicht ohne unser Zutun gestaltet und veräußert. Das Ding "Wissen haben" existiert dort nicht getrennt von unserem eigenen Sein und unserer eigenen Aktivität. Dort kreieren wir Realität und Wahrheit - eine These, die die Philosophie meines Wissens nach lediglich auf das Phänomen des Interpretierens bezieht, während die Esoterik und Religion gerne auch so weit geht, dem Menschen mit seinem "Geist" - oder einem "heiligen Geist" - eine Macht zuzuschreiben, die bis in das Objektiv-Materielle hineinreicht. Jeder, der den Berichten von außergewöhnlichen Taten hypnotisierter Menschen glaubt, tut dies bis zu einem gewissen Maße. Wie auch immer: Nutze man seine Freiräume positiv und vergesse man nicht zu "leben".

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Angst vor Verantwortung, Sein und Selbst-Beanspruchung
Einige Menschen scheinen allerdings eine Scheu davor zu haben, diese Freiräume für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Sie richten sich zu viel nach "außen" um dort zu erfahren, was denn "richtig" und was "falsch" sei. Dies ist natürlich nicht ausschließlich in rein emotionaler Schwäche begründet; es können einen auch ganz "sachliche" Überzeugungen dazu verleiten, sich viel zu viel nach "außen" zu richten, z.B. eine übertriebene Fixierung auf "Wahrheit" und "objektive Wahrheit" oder die Meinung, dass der Mensch ganz grundsätzlich in einem Maße unperfekt ist, das ihn von einem Führer abhängig macht. Oder der Glaube, dass der Mensch nicht ehrlich zu sich sein kann - ein Glaubenssatz, der unter Garantie nicht das Resultat eigener Erfahrung ist. Sofern diese Ausrichtung nach "außen" aber extrem auftritt, ist dies in jedem Fall auch angstbegleitet. Hierbei geht es um eine generelle Grund-Angst. Man scheut die Verantwortung, selbst zu urteilen - und man scheut die Verantwortung zu sein. Angst beruht auf Seins-Schwäche bzw. Seins-Leere. Das Streben nach "außen", d.h. in die kognitive Welt von "richtig und falsch", und die völlige Überschätzung dieser kognitiven "richtig und falsch", bedeutet, sich von sich selbst zu entfernen. Trete man einen Schritt zurück von dieser Ebene.

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Angst, Religion und Mißverständnisse
Angst beruht auf Seins-Schwäche - eine Religion, die die "Seele" schwach macht, ist falsch oder mißverstanden. Eine Religion, die uns glauben macht, dass das (bzw. unser) Sein schlecht ist, läßt uns unser eigenes Sein meiden und eine absolute Sperre wird errichtet, wenn wir glauben, dass dies sogar mit Strafe belegt ist. Dadurch ist die Angst dann doppelt und dreifach gesichert, denn wir versuchen erst gar nicht, unser Sein zu beanspruchen, ja wir haben Angst vor dem Sein! Viele Menschen täten gut daran, ihr persönliches Verständnis zentraler religiöser Vokabeln zu überprüfen. Es ist möglich, jahre- und jahrzehntelang mit folgenschweren Irrtümer herumgelaufen zu sein. So geschieht der religiöse "Tod", von dem häufig die Rede ist, meiner Meinung nach auf dem Höhepunkt seiner Kraft und nicht durch elendige Selbst-Zerstörung. Ich will glauben, dass er die größte und letzte Erfüllung des (eigenen) Seins ist. Und was Jesus mit "Selbst-Verleugnung" gemeint hat, muss einen ganz speziellen Sinn haben - er hat sich mir noch nicht erschlossen. Aber muss ich dieses Wort unbedingt verstehen, um den richtigen Weg zu wissen? Das "Wort Gottes" - eine weitere religiöse Vokabel - ist als Gefühl überall präsent. Nicht nur in der Bibel oder einer anderen heiligen Schrift. Und das gefühlsmäßige Wort ist wichtiger als das geschriebene. Es gilt vor allem, dieses lesen zu lernen - halte Dich also auch nicht allzu lang mit meinen Worten hier auf.

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Ich wünsche mir, dass Du auf diesen Bildschirm und dieses Gedankenfenster "bewußt" schaust. Der räumliche Abstand zum Bildschirm und die Gewahrsamkeit Deiner selbst vor ihm - eine Wahrnehmungspraxis möglich auch während des Lesens (z.B. jetzt) - können Dich daran erinnern, dass Du den Inhalten dieses Gedankenfensters nicht all Deinen inneren Raum schenken musst.
Ich wünsche mir, dass diese Wahrnehmungseinstellung auch bezüglich jeder Quelle praktiziert wird, auf die hier verwiesen wird.


Bitte beachte die Fußzeile unterhalb dieses "Gedankenfensters" hier.

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Zum Begriff der Selbst-Verleugnung
Das Problem, das ich mit diesem Begriff der "Selbst-Verleugnung" habe, ist, dass er von Jesus wohl doch als eines der zentralen Elemente des Weges zu Gott dargestellt wird, er für mich aber gleichzeitig nur sehr beschränkt gilt. Klar leuchtet mir ein, dass ein "Egoismus", bei dem man die eigenen, oberflächlichen Bedürfnisse über die existentiellen Bedürfnisse seiner Mitmenschen stellt, eine Verfehlung ist - doch schon sobald man sich in der Sorge um sich selbst um seine tiefen Bedürfnisse kümmert, kann ich dem Begriff der Selbst-Verleugnung keine Bedeutung mehr verleihen, die für mich Sinn macht. Die wirklich tiefen Bedürfnisse in sich selbst zurückzuweisen ist für mich ein Akt der Selbst-Zerstörung.
Kann so etwas heilig sein? Wohl nicht.

Abgesehen von dieser in meinem Verständnis beschränkten Gültigkeit des Elements "Selbst-Verleugnung" bleibt für mich noch diese Frage offen: Was hat das Ganze eigentlich mit "leugnen" zu tun? Wie wörtlich ist dies überhaupt zu verstehen? Wird es in der gleichen wörtlichen Bedeutung benutzt, in der es benutzt wird, wenn darüber berichtet wird, dass Petrus in seinem menschlichen Versagen seinen "Herrn" drei Mal "verleugnet" hat? So weit ich mich recht erinnere, sagte er ja ganz wörtlich: "Ich kenne diesen Mann nicht!" Sollen wir es in gleicher Weise anwenden, nur eben umgekehrt?: "Ich kenne diesen Mann nicht, der ich selbst bin. Der einzige, den ich kenne, ist Gott!" Oder sogar so: "Ich bin nicht - nur Gott ist!"
Sind diese wörtlichen Auslegungen absurd?

Falls nicht, so finde ich es dann aber wiederrum sehr schwer, sich ein gewisses Maß von "Selbst-Bejahung" vorzubehalten, die ich doch andererseits für so wichtig halte. Hier präsentiert sich Religion von ihrer radikalen Seite, aber das liegt ja, neben anderen Qualitäten, auch in ihrer Natur. In die gleiche Richtung geht das Jesus-Wort "Nur der eine Herr im Himmel ist gut.": Er wird von einem wohlhabenden Mann als "guter Meister" angesprochen, worauf er eben antwortet, "Nenne mich nicht gut! Nur der eine Herr im Himmel ist gut." Auch die kategorische Annahme, dass der Mensch ohne Ausnahme "sündig" sei, passt in diese Denkweise.

Dann aber gibt es auch Jesus-Worte, die eindeutig das-Individuum-bejahend sind. "Freuet Euch!", "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!" (was ja auch heißt, sich selbst lieben zu dürfen / sollen). "Ihr seid das Licht und das Salz der Erde!" "Ihr seid viel mehr als die Vögel!" (um die sich Gott ja auch kümmert; "sie sähen nicht, und ernten doch"), etc. Auch das Ritual der Fuß-Faschungen beinhaltet für mich diese Aussage: Wir sind gut. Ja, wir sind wertvoll und kostbar.

Herrje!, die christliche Lehre ist für mich letztlich ein widersprüchliches Kuddelmuddel aus "Ich-Bejahung" und "Ich-Verneinung"; aber vielleicht treffe ich mit dieser simplen Zusammenfassung ja genau den Nerv, nicht nur des Wegs Jesu, sondern von Religion überhaupt. Vielleicht darf man über all das ja genau so denken, dass es letztlich darum geht, sich auf "richtige" Weise selbst zu "bejahen" und auf "richtige" Weise selbst zu "verneinen". Beurteilen muss man das im Einzelfall aber letztlich selbst - hier beginnt bereits die Ich-Bejahung, die nicht nur erlaubt, sondern auch notwendig ist. Von Anfang an. Entgegen aller eventuell vorhandenen Angst vor dem "Sündig-Sein" und der Hölle!!!!
So gedacht ist "Selbst-Verleugnung" dann nicht "das" zentralste Element des Weges, den Jesus uns zu zeigen versucht hat - "es sind nur 50 Prozent". Und je weiter man auf dem Weg voranschreitet, desto mehr tritt diese "Selbst-Verleugnung" in den Hintergrund.
Aus irgend einem Grunde aber habe ich gelernt, die christliche Lehre nicht so zu verstehen. Das war bzw. ist mein ganzes Problem mit diesem Begriff gewesen. Ich habe mich immer auf das Negative konzentriert und diesen "selbst-verneinenden" Aspekt als den wichtigeren betrachtet.

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